Gründung der “Österreichischen Gesellschaft für Wurzelforschung” (ASRR)
Die Idee entstand im Rahmen des 7. Symposiums “Rootrap” 2009 der Internationalen Gesellschaft für Wurzelforschung (ISRR). Offiziell gegründet wurde sie acht Monate später.
Bericht von der Gründungsversammlung der Österreichischen Gesellschaft für Wurzelforschung
Am 20. Mai 2010 fand an der Universität für Bodenkultur Wien die Gründungsversammlung der Österreichischen Gesellschaft für Wurzelforschung (Austrian Society of Root Research – ASRR) statt. Österreichische WissenschafterInnen aus einem breiten Feld von Fachdisziplinen, wie Botanik, Genetik und Molekularbiologie, Pflanzenphysiologie, Agrarwissenschaften, Forstwirtschaft, Landschaftsbau, Wasserwirtschaft und Bodenforschung, sowie einige Gäste aus dem benachbarten Ausland versammelten sich mit dem Ziel, eine Dachorganisation im Bereich Wurzelforschung zu gründen. Gerade die Wurzel und Rhizosphäre erfordern ein vernetztes Denken und Arbeiten, um die komplexen Wechselwirkungen zwischen Boden, Wasser, Bodenorganismen und Pflanze zu verstehen. Eine bessere Kenntnis der „hidden half“ der Pflanze kann dazu beitragen, das ökologische und agronomische Potential der Wurzel für praktische Ziele wie Trockentoleranz von Pflanzen, Hangstabilisierung oder Verbesserung des Humushaushalts der Böden verstärkt zu nutzen.
Dr. Monika Sobotik vom Pflanzensoziologischen Institut Klagenfurt ↗, langjährige Mitstreiterin von Prof. Lore Kutschera und Mitautorin der Wurzelatlas-Reihe, eröffnete die Gründungsversammlung mit einer Erinnerung an die Pionierarbeiten von Lore Kutschera. Diese verhalfen dem wissenschaftlichem Studium der Pflanzenwurzel zu internationaler Aufmerksamkeit. Die neue Gesellschaft kann damit auf eine Hinterlassenschaft aus über 50 Jahren Wurzelforschung in Österreich aufbauen, vorhandenes Material bearbeiten und mit neuen Methoden und Fragestellungen weiterentwickeln. Dementsprechend fasste Dr. Gerhard Soja vom Austrian Institute of Technologiy (AIT) in Seibersdorf eine der zentralen Zielsetzung der neuen wissenschaftlichen Gesellschaft zusammen als „Positionierung der Bedeutung der Wurzel/Wurzelforschung für ökologischen und landwirtschaftlichen Fragen von aktuell hoher gesellschaftlicher Relevanz“.
Um einen lebendigen Austausch und gemeinsame Initiativen zu fördern, wurden inhaltliche Arbeitsgruppen um die Expertise der beteiligten ForscherInnen konstituiert. Dazu gaben einige KollegInnen Einblick in aktuelle Arbeiten und brachten Vorschläge für eine künftige Ausrichtung. Die auf der Versammlung angeregten Arbeitsbereiche umfassten Wurzelmodellierung, Methoden der Wurzelforschung, pflanzliche Produktionssysteme und Pflanzenzüchtung, Wurzel und Bodenmikrobiologie, Physiologie, Genetik und Molekularbiologie der Wurzel, den Bereich Botanik und Pflanzensoziologie sowie eine Gruppe für „Wurzelpädagogik“ zur Vermittlung von Erkenntnissen und Bewusstseinsbildung für die breite Öffentlichkeit. Geplante Aktivitäten der Arbeitsgruppen sind vor allem Präsentation vorhandener oder neuer Methoden der Wurzelforschung, wissenschaftliche Tagungen, Workshops (z.B. Wurzelfreilegung unter Leitung von Dr. Sobotik im Juni 2010), Exkursionen und Schulungen. Sie sollen auch in der Erarbeitung von gemeinsamen Forschungsvorhaben eine tragende Rolle spielen.
Die Koordination der Arbeit wird durch einen Vorstand aus sechs Mitgliedern aus den Partnerinstitutionen getragen. Als Vorsitzender wurde Univ. Prof. Dr. Willibald Loiskandl (Institut für Hydraulik und Landeskulturelle Wasserwirtschaft, BOKU Wien) gewählt.
Im Anschluss an die offizielle Vereinsgründung, eröffnete der Vizerektor für Forschung der BOKU, Univ. Prof. Dr. Josef Glößl, die öffentlich Präsentation der neuen Gesellschaft. In Vorträgen wurden Anwendungsbereiche der Wurzelforschung aus der Pflanzenzüchtung (Prof. Oldrich Chloupek, Mendel Universität Brno), der Landwirtschaft (Dr. Wilfried Hartl, Bioforschung Austria) und der Bodenkunde (Dr. Adelheid Spiegel, AGES) gezeigt und diskutiert. Abschließend gab em. Univ. Prof. Dr. Ernst Steudle (Universität Bayreuth) einen Einblick in die Komplexität der Wurzelphysiologie und ihrer Bedeutung für die pflanzliche Reaktion auf Trockenstress.
Die Herausforderung ist nun, die Aktivitäten der ASRR bekannt zu machen und jene im Wurzelbereich tätigen ForscherInnen, die bisher noch nicht angesprochen werden konnten, für eine Mitarbeit zu interessieren.